Fig. 1 – Die Garn-Lampe |
Ich möchte noch einmal die Begründung der Lampenthese von der Vorseite durch Garn vorbringen. Dieser schrieb:
"Evakuiert man eine Glasbirne, in die zwei Metallteile hineinreichen (B), (C), so tritt bereits bei wesentlich niedrigeren Spannungen, je nach Größe des Glasballons (D), eine Entladung auf. …“
Daran ist im Prinzip nichts auszusetzen, ist bei näherer Betrachtung aber fatal für die Lampenthese.
Wie so oft in der Grenzwissenschaft "funktioniert" die Lampenthese nur durch Auslassung wichtiger Details. Der Elektro-Ingenieur Garn sprach in dem Zitat extra von zwei Elektroden, weil jede herkömmliche Lampe, egal ob sie nun eine Garn-Konstruktion oder eine stinknormale Glühfadenlampe ist, zwei Elektroden benötigt, damit Strom fließen kann.
"Schön und gut," höre ich Sie sagen, "Wo ist denn da das Problem? Die Bilder zeigen es doch."
Es gibt aber nicht nur diese eine Darstellung der Objekte, sondern insgesamt sechs davon, und das von ihm verwendete Abbild ist das Einzige das "funktioniert", wo also eine zweite Elektrode in den "Lampenkolben" hineinragt. Dieses Relief, welches ich auf der vorherigen Seite gezeigt habe, befindet sich auf der Nordwand der Krypta. Genau gegenüber, auf der Südwand des engen Tunnels, befindet sich auch eine Abbildung des fraglichen Objekts. Genauer ein Relief mit gleich zwei dieser Objekte.
Hier noch einmal der wesentliche Ausschnitt mit den beiden (!) "Leucht"objekten:
Auf beiden Bildern kann man übrigens über den Reliefs die Beischriften erkennen, von denen ich vorher schon geredet habe.
Wir können deutlich erkennen, dass diese beiden Abbildungen wesentliche Abweichungen zu der auf der Nordwand aufweisen die Garn als Basis seiner "Re"konstruktion verwendete. Die Wichtigste: Die Arme des Djedpfeilers auf der rechten Abbildung reicht nicht in den "Glaskolben" hinein! Damit fehlt schlicht die Gegenelektrode!
Noch schlimmer: Auf dem linken Teil des Reliefs GIBTS noch nichtmal einen Djed-Pfeiler, der für die Lampe doch so absolut notwendig ist, wie Krassa und Habeck in ihrem Buch ausführlich ausführen.!
Es fehlen noch weitere Elemente, die von Krassa/Habeck als so wichtig angesehen werden. Die beiden Zwillinge unter dem Lampenkolben zum Beispiel. Ein Symbol für Plus und Minuspol. Hier sitzt je nur ein Knirps unter jeder "Birne".
Hm... auch das "Hochspannungs"-Symbol, die Frau vor den Zwillingen, ist futsch. Ach ja, und der "Hochspannungs-Generator"-Kasten vorne fehlt bei einer Darstellung auch. Damit fallen natürlich auch all die Erklärungen zu diesen Eigenheiten weg. Nach den eigenen Aussagen unserer Autoren können diese Dinger also auf keinen Fall irgendwelche Lampen zeigen. Wie das?
Logischerweise gibt es auf diese Frage keine Antwort, denn wie es scheint hat Garn und die gesamte Grenzwissenschaft nur eine von drei Abbildungen in den Krypten berücksichtigt. Aber es kommt noch schlimmer, denn in den Kapellen vor dem Tempel findet man "Glühbirnen"-Darstellungen ganz ohne Djed, Lotus und Generator:
Dies ist eine Abbildung der sogenannten Schlangensteine, über die sich Krassa und Habeck in ihrem Buch lustig machen. Was diese wirklich zu bedeuten haben, bespreche ich auf der nächsten Seite.
Im Gegensatz zu den Abbildungen in den Krypten, die einmalig sind, tauchen diese Symbole in weiteren Tempeln dieser Zeit auf, hier zum Beispiel in Edfu. Als ganz normale Hieroglyphe, als Schriftzeichen also. welches nichts mit Glühbirnen zu tun hat.
Klar ist nun, dass die "Lampenerklärung" nur mit einem Bruchteil der Birnenabbildungen in Dendera funktioniert! Und mit keiner der vielen Schlangensteinabbildungen die sonst noch im Tempel (und in ganz Ägypten) vorzufinden sind.
Fragen über Fragen – und als Antwort darauf gab es: "Dann haben die Ägypter das eben falsch beobachtet und deswegen alle möglichen Formen abgebildet". Aber Sie müssen zugeben, dass dies eine sehr an den Haaren herbeigezogene Erklärung ist. Damit hat man sich nämlich endgültig von der "Lampen für den Pharao"-These getrennt, denn wenn diese Objekte in irgend einer Weise in Ägypten alltäglich oder zumindest bei der Priesterkaste bekannt gewesen sind, wäre in solcher Abbildungsfehler schlicht nicht passiert.
Selbst dieses "reduzierte Modell", bei dem lediglich die Priesterkaste Zugang zu den Objekten hatte und sie ein paarmal im Jahr präsentierte (ein eklatanter Verstoß gegen den "kein Ruß"-Eingangsbeweis) klappt nicht, denn auch dann hätte man die Objekte in Ruhe korrekt kopieren können. Zudem ist ausgerechnet der "funktionierende" Abbildungstyp dramatisch in Unterzahl - nein, das haut hinten und vorne nicht hin.
Weiter oben wurde erwähnt, dass es (mindestens) sechs Abbildungen der Objekte gibt, bisher haben wir drei davon gesehen. Die anderen drei befinden sich oberirdisch im Tempel selbst, im so genannten Kultraum G. Leider sind diese recht hoc in einem dunklen, engen Kämmerchen angebracht und daher schwer zu fotografieren. Aber das Wichtigste ist auf meinen Bildern dennoch zu erkennen.
Wie in den Krypten gibt es eine Abbildung mit einer, und eine mit zwei "Birnen". Hier die mit einer
und hier die Doppelbirnen-Darstellung auf der gegenüberliegenden Wand:
Interessant: KEINES der dargestellten Objekte wäre als Lampe funktionsfähig. In keinen "Kolben" ragt eine Gegenelektrode, wieder fehlt an einer "Lampe" der Generator, wieder fehlt bei zwei Objekten der andere Pol, und auch die Hochspannungsfrau. Interessant aber sind die Farben!
Die Ägypter benutzten verschiedene Farbkombinationen, um das Material anzudeuten, aus denen ein Objekt besteht. Unsere Elektrofreunde behaupten ja, der seltsame "Stängel", der in die "Lampenfassung" mündet, sei ein Kabel. Diese Bänderung ist aber absolut typisch um zusammengebundenen Schilf zu kennzeichnen! Schilf als Stromleiter - nein, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen.
Die Aufzählung der Pleiten ist noch nicht beendet, der größte Hammer in meinen Augen kommt erst jetzt. Die Schlange soll ja ein direktes Symbol für die Leuchterscheinung oder (je nachdem wo man nachschaut) für den Zündfunken der Lampe sein. Was erwarten Sie, wie die Ägypter so etwas dargestellt hätten? Stimmen Sie mit mir dahingehend überein, dass sie mit Sicherheit einen Farbton in der Gegend um Gelb oder Rot verwendet hätten? Schauen wir uns die drei Leuchterscheinungen noch einmal genauer an:
Es ist klar zu erkennen: Die Leuchterscheinung ist - schwarz! Ups, das haut aber gar nicht hin. Oder waren die Ägypter die Erfinder der Schwarzlichtlampe? War der Dendera-Tempel die erste Großdisco der Welt?
Gehen wir einmal davon aus, dass weder Garn noch Krassa und Habeck diese Abbildungen kannten, aber die beiden Letztgenannten hatten die Übersetzung von Waitkus zur Hand. Und in dieser steht auch etwas über die Schlangen. In den Krypten wurden ja Festschreine gelagert, und neben den religiösen Beschreibungen die die Szenen erklären, werden auch Angaben über die in den Schreinen verwendeten Materialien gemacht! Auch zu den Schlangen. Zu allen Schlangen finden wir die Angabe : „Metall, Höhe 4 Handbreiten“ Die „Blase“ hingegen, „Herrlichkeit des Harsomtus“ genannt, besteht dagegen aus „Gold und edlen Steinen“.[1]
Damit hat sich das Thema eigentlich endgültig erledigt. Die Schlange ist keine Leuchterscheinung, sondern ein massives Metallobjekt, die Blase ist nicht aus Glas sondern aus undurchsichtigem Gold. Klipp und klar ersichtlich aus der Übersetzung, die den Autoren vorlag.
Ach so, die Autoren WUSSTEN das sogar, denn sie verarbeiten das Thema in ihrem Buch[2]. Auf eine äußerst witzige Weise: sie sinnieren nämlich darüber nach, ob die Objekte jetzt doch keine funktionierenden Lampen waren, sondern „elektrotechnische Dokumentationen“. Wie denn? Wo denn? Was denn? Jetzt DOCH keine Lampen?
Es gibt noch weitere Unstimmigkeiten, die bereits den Denkansatz der "Glühbirne" unglaubwürdig erscheinen lassen. Krassa/Habeck gehen offensichtlich davon aus, dass die Objekte in natürlicher Größe zum dahinterstehenden "Priester" abgebildet sind (obgleich sie sich wundern, dass die übrigen Personen kleiner abgebildet sind).[3]
Legt man diese Person als Maßstab zugrunde, zeigen die Dendera-Reliefs einen ca. 2.5 m langen birnenförmigen Gegenstand, der an seiner dicksten Stelle einen Durchmesser von rund einen Meter, und an seiner dünnsten einen von rund 50 Zentimeter besitzt!
Und diese "Kolben" müssen, egal welch eine Bauweise die Lampen gehabt haben, ein Fast-Vakuum enthalten haben. Können Sie sich den Luftdruck vorstellen, der auf dieser "Birne" ruht?
Naja, das muss man sich nicht "vorstellen", man kann es ausrechnen :-) Bei einer Länge von 2.5 Metern, einer größten Dicke von einem Meter und einer kleinsten Dicke von 50 Zentimetern kann man das Volumen grob als das eines Kreiskegelstumpfs von rund 2 Metern Länge ( Volumen = Pi * h /3 * (r12 + r1 * r2 + r22) und einer Halbkugel von einem Meter Durchmesser ( Volumen 2/3 Pi r3) berechnen. Es liegt bei knapp 1.12 Kubikmetern. Die Oberfläche des Objekts beträgt rund 6.3 Quadratmeter.
Ist der Kolben annähernd evakuiert, wie gefordert, würde auf dem Dendera-Objekt der Druck von sage und schreibe 63 Tonnen(!) lasten. Um einen solchen immensen Druck standhalten zu können, müsste das Objekt recht dickwandig sein, mindestens zwei bis drei Zentimeter stark. Das Gewicht dieser Glühbirne läge dann bei knapp 750 Kilogramm. Und dennoch wäre dieses Monstrum eine tickende Zeitbombe: Ein leichter Sprung, eine kleine Spannung im Glas durch ungleichmäßige Abkühlung bei der Fertigung, und die Dendera-Lampe implodiert mit der Wucht einer Bombe. Die Splitterwirkung dürfte im Umkreis mehrerer Meter tödlich sein!
Auch aus diesen Gründen macht eine Lampenkonstruktion Marke Dendera keinerlei Sinn. Aber wieso Vakuum, meinte ein Lampenvertreter. Die Lösung sei Edelgas.
Naja, Edelgas wächst nicht auf Dattelpalmen. Die Herstellung ist ohne großindustrielle Anlagen schlicht unmöglich, für eine "einfache" Technik daher einfach undenkbar. Erst im späten 19. Jahrhundert waren wir in der Lage, Edelgase zu isolieren. Zudem wäre die Gasmenge ausreichend, um z.B. um damit mindestens - bei einem Bar Fülldruck - 713000 (!!!) Halogenbirnchen mit einer Leuchtleistung von zusammen 14 Millionen Watt zu füllen!!! Und zweimal darf geraten werden, was heller leuchtet.
Die Dendera-Konstruktion macht daher als Lampe überhaupt keinen Sinn. Weder als Vakuumlampe wie von Garn vorgeschlagen, noch als Halogen-Glühfadenlampe. Erst recht nicht für einfache Technik - es hat seinen Grund, warum die ersten Erfinder der Glühlampe (Göbel und später Edison) mit KLEINEN Glaskolben experimentierten und nicht mit Dendera-Monstern. Und es hat auch seinen Grund, warum in den 100undnochwas Jahren NACH Edison auch niemand auf die Idee gekommen ist, solch ein Monster zu bauen - und wohl auch niemand auf die Idee kommen WIRD.
Noch etwas zu Glaskolben. Für uns heute ist Glas selbstverständlich, in antiken Kulturen allerdings nicht. Und so kommen wir erneut zum großen Dauerproblem der PS und GreWi: Dem Zeithorizont. Der Materialexperte Paul Nicholson schreibt im aktuellen Standardwerk über Materialien und Herstellungsmethoden in Ägypten:
"Antikes ägyptisches Glas gehört zum besten der antiken Welt. Trotz seiner technischen Ausgereiftheit ist sein Ursprung und seine Fertigungstechnik noch unvollkommen verstanden. Lucas (1962:179) bemerkt, dass, obwohl Glas sporadisch vor der 18. Dynastie (ca. 1550 BC) auftauchte, dies wohl eher ein glückliches Nebenprodukt von Unfällen bei der Fayence-Fertigung war, während spätere Herstellungen eindeutig geplant gewesen sind. ... Von 1500 v Chr. an taucht Glas als reguläres Produkt mit hohem Prestige in Ägypten auf."[4]
Glas als prestigeträchtiges Hochpreisprodukt ab 1500 v. Chr - über 1000 Jahre nach dem Pyramidenbau. Trägt man all diese Fakten zusammen, wird die Luft für die Lampenthese sehr dünn - geradezu evakuiert :-)
Kommen wir noch einmal kurz auf die Verknüpfung zwischen Dendera und dem pharaonischen Ägypten zu sprechen. Damit eine glaubwürdige Verknüpfung zwischen dem Tempel, den Abbildungen und den altehrwürdigen Pharaonen zustande kommt, muss er natürlich alt sein. Und so erklären Krassa/Habeck in ihrem Buch denn auch, dass er, und speziell die Krypten in denen die Reliefs gefunden wurden, sogar aus prähistorischer Zeit stammen. Na, dann ist doch alles klar, oder?
Nein, die Autoren erzählen nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass an der Stelle an der der Tempel steht viel früher bereits mal ein Hathor-Tempel stand, der mindestens bis auf die Zeit von Cheops zurückgeht. Dieser wurde aber nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen abgerissen!:
"Bauliche Reste dieser frühen Anlagen sind jedoch ... nicht bekannt. Denn in spätptolemäischer Zeit wurden all jene Bauten abgebrochen und durch den heute noch stehenden Tempel ersetzt." [5]
Gut, allerdings könnte es ja sein, dass die entsprechenden Reliefs aus den alten Tempeln übernommen wurden, oder? Nein, denn die Bilder sind als Hochrelief ausgeführt, die nachträglich nicht mehr zu ändern sind. Bei dieser Art von Relief wird alles entfernt was nicht zum Bild gehört - das kann man nicht überspachteln wie bei Tief-Reliefs. Und auf diesen nicht mehr veränderbaren Relief steht klar und deutlich der Name des Erbauers der Krypten. Seine "Visitenkarte", die Namenskartusche des Bauherrn dürfte Krassa/Habeck bei ihrem phantastische und weltbewegenden vierstündigen Aufenthalt in den Krypten[6], bei dem sie laut eigenen Aussagen jeden Quadratzentimeter fotografierten, nicht entgangen sein. In ihrem Buch ist sie auf Tafel 24 ganz rechts oben angeschnitten zu erkennen: Ptolemäus XII. Und der lebte - um 50 v. Chr.! Hat sich was mit prähistorisch. Schlägt man übrigens in Thomas Schneiders Lexikon der Pharaonen nach, so erfährt man bei Ptolemäus XII (Hervorhebungen durch mich):
"Das herausragende Ereignis der Bau- und Religionspolitik P.s' XII. ist die Einweihung des Edfu-Tempels am 7. Februar 70. In Dendera wird im Jahre 54 mit den Bauarbeiten des Hathortempels begonnen. ..."[7]
Noch irgendwelche Fragen? Der Tempel stammt aus einer Zeit lange nach dem pharaonischen Ägypten, fast 300 Jahre nach dem Ende der ägyptischen Dynastien. Und nun noch eine Besonderheit: In keinem Tempel, weder vorher noch nachher, fand man ähnliche Darstellungen wie die in den Krypten! Es gibt daher keinerlei Zusammenhang zwischen diesen Objekten und dem alten, dem pharaonischen Ägypten!
Ja, auch Däniken hat sich mit Dendera beschäftigt, und die Lampe zu einer "Main Attraction" seines inzwischen geschlossenen Mystery-Parks in Interlaken, Schweiz, gemacht. Und in letzter Zeit sah ich mich immer öfter mit Bemerkungen konfrontiert wie "Aber die Lampe steht doch im Mystery-Park, und sie funktioniert. Das ist doch der Beweis, dass es eine Lampe war".
Das ist für mich nun Anlass genug, dieses Exponat ein wenig genauer zu betrachten. Leider habe ich es nicht geschafft, nach Interlaken zu kommen, aber Markus Pezold vomInternet-Magazin Mysteria 3000 stellte mir freundlicherweise Bilder zur Verfügung, außerdem bekam ich eine Aufnahme des Soundtracks der abgespielt wird, wenn man vor der Lampe steht.
Ich erwähnte ja schon den manipulativen Beitrag in Dänikens "Außerirdische - kehren sie zurück?", in dem er die „Leistungsfähigkeit“ der Bagdad-Batterien demonstrieren wollte. Ein einkopiertes Bruzzelgeräsch beim Anlegen eines Messgeräts, dass dann einen ominösen Wert von „0293“ anzeigt, kombiniert mit einer leuchtenden Garn-Birne. Erst im Standbild kann man erkennen, dass das Voltmeter nur 0,293 V anzeigtmit dem eine Gasentladungslampe nie betrieben werden kann – und die auch nicht bruzzelt.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
Leider setzte sich dieses Spiel im Mysterypark fort. Dort war ein Aufbau ausgestellt, der angeblich den Dendera-Objekten entsprechen sollte. Davor befanden sich vier "Bagdad-Batterien", eine davon durchsichtig, die offensichtlich in Reihe geschaltet die Lampe mit Strom versorgten. Die Verkabelung ist deutlich sichtbar.
Zu Beginn der Show wurde in die durchsichtige Batterie eine Flüssigkeit eingelassen, auf einem seltsamen Instrument stieg ein Zeiger an, der die elektrische Spannung demonstrieren sollte, dann zündete die Leuchtschlange. Gleichzeitig triumphierend im Kopfhörer: "Sie leuchtet, das ist der Beweis!".
Das aber ist eine ziemlich infame Zuschauertäuschung gewesen. Warum erkläre ich jetzt. Aber erst einmal die Bilder:
Wie wir schon im Batterieteil dieser Seite gesehen haben, erreichen die Batterien konstruktionsbedingt maximal 0,5 V Leerlaufspannung, vier Batterien in Reihe also 2 Volt. Unter Last bleibt davon vielleicht ein Volt übrig - damit kann man definitiv keine Gasentladungslampe starten. Die Batterien im Mystery-Park waren daher bloße Dekoration, dem Zuschauer wurde aber vorgegaukelt, es handele sich dabei um die Spannungsquelle. Zusätzlich albern: Die Flüssigkeit (Elektrolyt) wurde in die VASE eingeleitet - dort ist sie aber gnadenlos sinnlos, sie muss nämlich in den Kupferzylinder in der Mitte eingelassen werden! Ein weiteres Indiz dafür, dass die Batterien reiner Zierrat waren (und die Macher das Prinzip der Bagdad-Batterie überhaupt nicht erkannt haben, leider typisch in der Prä-Astronautik). Auch das "Messinstrument" bewegte sich so gleichförmig, dass es mit Sicherheit einfach nur ein motorgetriebener Dummy war.
Schauen wir uns den Rest der Konstruktion an. Wir erinnern uns, die ganze These basiert auf Garns "Re"konstruktion. Hier ein Bild des Objekts von der Unsolved Mysteries-Ausstellung im Mai 2005.
Das ganze Objekt ist eine evakuierte Glasbirne, in der die Arme des Djeds als Elektrode ragen. Ansonsten ist der Kolben leer, nur wenn man Spannung anlegt erfüllt sich der Innenraum mit einem Leuchten. Glaskolben und Arme sind also wichtige Konstruktionselemente des Objekts.
Und wie sah das Ding im Mystery-Park aus? Hier eine Vergrößerung der Frontalansicht.
Oh, da ist ja schon was drin! Genau, eine Schlange. Die nicht mal leuchtet. Und der Kolben scheint offensichtlich aus billigem Plastik zu bestehen, und er ist offensichtlich (Spalt am Djedpfeiler) nicht luftdicht und daher auch nicht evakuiert (also luftleer). Die Djed-Arme halten einfach nur die Schlange, dienen aber nicht als Elektrode. Und die Schlange, was ist das?
Von den Leuchteffekten die ich gesehen habe nichts anderes als eine herkömmliche Neon- (nicht Leuchtstoff) Röhre (die man in fast beliebigen Formen und Variationen bekommen kann), wahrscheinlich mit einer Elektrode im offensichtlich aus Metall bestehenden Kopf.
Das alles ist nichts weiteres als ein "Prop Up", eine Fassade! Ohne jegliche Funktion. Eine Schaufensterdekoration, die weder mit Dendera noch den Überlegungen von Garn, Krassa und Habeck auch nur das geringste zu tun hat. Ein Fake. Ein Fake, welches unter Garantie niemals mit "Bagdad-Batterien" funktioniert, sondern nur mit 230 Volt aus der Steckdose (und entsprechenden Zündern und Transformatoren)
Der Aussagewert dieser primitiven Neonröhren-Konstruktion bezüglich der Dendera-Darstellungen ist null, und die Assoziationen, die im gesprochenen Text zwischen dem Fake und Dendera aufgebaut wurden grenzen meiner Meinung nach hart an Betrug.
Wie unkritisch aber die Besucher selbst sind, sieht man an weiteren Teilen der Dendera-Ausstellung im Mystery-Park. Dort wurde nämlich auch eine Replik der Reliefwand in Dendera ausgestellt. Von einer Wand, wie mir mitgeteilt wurde. Und nun schauen Sie mal, von welcher:
Genau, von der Wand mit den
Na, wenn es den Autoren SOOOO leicht gemacht wird, warum sollen sie sich dann auch mehr anstrengen?
Im Übrigen ist die Ausführung der Replik ziemlich enttäuschend, wenn Sie sie mal mit dem Original oben auf der Seite vergleichen.
Noch einmal zurück zu technischen Dingen. Ein wesentlicher Beleg für antike Technologie in Ägypten ist der schon mehrfach erwähnte Djedpfeiler. Krassa/Habeck schreiben in ihrem Buch zu den Tafeln 31 und 32:
31 Djedpfeiler symbolisieren nach ägyptologischer Auslegung die Begriffe „Kraft“, „Ausdauer“ und „Beständigkeit“. Dipl.-Ing Garn hält sie, wie auch die Autoren, für altägyptische Hochspannungsisolatoren. ...
32 Dipl.-Ing. Walter Garn mit dem nachgebauten ägyptischen Leuchtkörper, bei dem der Djedpfeiler seine Funktion als Isolator eindrucksvoll bestätigte[8].
Wirklich? Naja, ähnlich sehen sie sich schon ein wenig. Aber schauen wir uns mal an, was ein Hochspannungsisolator macht, und ob es neben dem "sieht aus wie" weitere Ähnlichkeiten gibt. Ich hatte nämlich schon eine Weile ein ungutes Gefühl in der Magengegend, konnte es aber nicht richtig greifen. Bis jetzt.
Doch, Ähnlichkeiten sind erkennbar, nur einer von beiden sieht "falsch herum" aus - was die geschwungenen Strukturen angeht.
Wozu dient denn ein solcher Isolator? Ganz einfach, er soll stromführende Leitungen so weit entfernt zu anders geladenen bzw. geerdeten Strukturen wie Strommasten oder anderen Kabeln halten, dass keine Funken überschlagen können. Ein Isolator ist also ein nicht leitender Abstandshalter.
Aber wo sind die Djedpfeiler bei uns im Haushalt? Die Dendera-Lampe soll eine Gasentladungslampe sein, wie wir sie auch verwenden (Leuchtstoffröhre). Deren Betriebsspannung liegt im Bereich von 50-100 Volt, nur zum Zünden wird für eine kurze Zeit eine Spannung von über 500 Volt benötigt. Und offensichtlich brauchen wir zur Isolation keine Djedpfeiler.
In der Tat ist solch ein Isolator im Haushalt nicht nötig, denn die Funkenstrecke in Luft beträgt pro 1000 Volt gerade mal einen Millimeter. Auch die Dendera-Lampe hätte einen derartigen Isolator nicht benötigt, der dient nämlich für ganz andere Zwecke – mit denen die Ägypter kaum Probleme gehabt haben dürften.
Die seltsamen Platten sind ein Regenschutz! Im Wikipedia-Artikel zu Isolator liest man:
Feuchtigkeit jedoch kann die Isolation an der Oberfläche eines Isolators soweit verringern, dass seine Funktion nicht mehr gegeben ist. Bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Regen kann daher der Kriechweg entlang der Oberfläche des Isolators bzw. dessen Kriechstromfestigkeit nicht mehr ausreichend sein. Isolatoren werden daher oft gerippt gestaltet, wobei die Rippen für Außeneinsatz zweckmäßigerweise dachförmig abgeschrägt sind, sodass die untenliegenden Oberflächen trocken bleiben.
Mit Feuchtigkeit hatten die Ägypter eigentlich nie Probleme, erst recht nicht in Tempeln und Pyramiden, wo die Leuchtkörper ja angeblich eingesetzt werden sollte, Aber jetzt sehen Sie warum ich oben schrieb, dass eins von beiden Objekten "verkehrt herum" aussieht: Während der Isolator rechts angelegt ist wie eine Pagode, damit Wasser ablaufen kann, bilden die Rippen des Djeds links wie bei allen Djed-Darstellungen kleine "Trichter" - sie würden Wasser sammeln.
Der Hochspannungsisolator macht hier technisch offensichtlich überhaupt keinen Sinn, und wird lediglich technisch erklärt, "weil er da ist", und nicht weil er notwendig ist. Das ist leider typisch in der Prä-Astronautik, die voll von irrsinnigen technichen Interpretationen ist. Dass der Djed keine Funktion erfüllt, wussten offensichtlich auch die Designer des Mystery-Park-Fakes, denn wenn man genau hinsieht, erkennt man ein pikantes Detail:
Man sieht deutlich die Kabel, die von den "Bagdad-Batterien" ausgehen und zur Lampe führen. Beide Kabel als blanke Leiter werden nur mit kleinen Anubis-Statuen gegenüber der Erde isoliert, und laufen auf der Rückseite auch nur ein paar Zentimeter aneinander vorbei. Warum dann also ein Riesen-Isolator? Das macht überhaupt keinen Sinn. Dieses Modell alleine zeigt, dass der Djed lediglich offenbar nicht-funktioneller Zierrat ist.
Dem aufmerksamen Betrachter fällt noch ein weiteres lustiges Detail auf. In der Garn-Birne und im Buch von Krassa und Habeck erfolgt die Spannungsversorgung der Ärmchen durch den Djed hindurch. Hier im Fake läuft offensichtlich das Gegenelektroden-Kabel von hinten durch den Kolben zum Schlangenkopf (oberhalb von "Kabel!!" erkennbar). Eine weitere Verletzung des ursprünglichen Garn-Modells. Der Djed hier ist ein völlig funktionsloses Zierelement.
Fig. 18 – Die Garn-Birne |
Das Beste habe ich mir aber für den Schluss aufgehoben. Kehren wir noch einmal zurück zur Konstruktionsbeschreibung von Garn. Dort wird ein Kabel DURCH den Isolator in den evakuierten GLASKOLBEN hineingeleitet, wo dann die Gegenelektroden-Ärmchen wirken. Innerhalb eines Glaskolbens. Glas zählt zu den besten und durchschlagfestesten Isolatoren überhaupt, da braucht man außen keinen Riesenisolator. Gegen was also soll der Djed überhaupt isolieren? Um ein Stromkabel gegen Berührung abzuschirmen reicht eine bloße Keramikröhre. Die Ärmchen sind durch den Glaskolben abgeschirmt - was für einen technischen Sinn macht hier also der Djed? Keinen.
Wie oben bereits gesagt dient solch ein Isolator dazu, zwei Objekte mit unterschiedlichem Potenzial räumlich voneinander zu trennen. Potenzial A (sagen wir mal ein geerdeter Hochspannungsmast) ist oben am Isolator, Potenzial B, eine 100 kV-Leitung hängt unten dran. Die "Scheiben" bei einem Isolator sollen verhindern, dass durch herablaufendes Wasser und Kriechströme ein Kurzschluss zwischen den unterschiedlich geladenen Enden des Isolators stattfindet - hier hat aber das untere Ende des Djeds die gleiche Ladung wie das obere Ende, es KANN also kein Kurzschluss stattfinden,beide Enden SIND ja bereits „kurzgeschlossen“ - durch das Kabel das durch den Djed führt. Die Spannungsversorgung wird ja irrsinnigerweise DURCH den Isolator hindurch gelegt. Spannung unten = Spannung oben, damit sind die Scheiben schlicht überflüssig. Auch eine Isolation des oberen gegen den unteren "Pol" der Konstruktion ist unnötig, lediglich eine Isolation vor Berührung ist nötig. Der Djed ist also auch hier, beim Garn-Modell, ein absolut überflüssiges Zierelement.
Der Vergleich mit den Eingangsbehauptungen von Krassa/Habeck ist bitter: Weder macht der Djed als Isolator überhaupt Sinn, da er falsch herum konstruiert wurde, noch macht der Einsatz dieses Teils am Dendera-Objekt Sinn. Garn demonstriert nicht eindrucksvoll die Wirksamkeit, sondern lediglich die Nutzlosigkeit!
Und damit verlasse ich die technische Betrachtung der Dendera-Reliefs, obwohl mir bei genauerem Hinsehen sicher noch viel mehr Dinge auffallen würden. Denn egal wo man bei der Lampen-These hingreift, immer stößt man auf neue Ungereimtheiten. Wie zum Beispiel... ach, was soll's, lassen wir es dabei.
Nein, noch ein Letztes: auch de Verkabelung der „Batterien“ im Mystery Park ist selten sinnlos. Die Pole von den Kupferzylindern der vier Batterien sind korrekt in Reihe geschaltet. Von den Gegenpolen des zentralen Eisenstifts ist aber nur der der durchsichtigen Vase verbunden...
Anmerkungen: | |
[1] | Waitkus, S. 121 ff |
[2] | Krassa/Habeck S. 207 f |
[3] | Krassa/Habeck S. 97 |
[4] | Nicholson/Shaw (Hrsg.), Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge University Press 2000, S. 195 |
[5] | Arnold, Dieter; Die Tempel Ägyptens, Artemis 1992, S. 165 ff |
[6] | Krassa, Habeck S. 100 & 106 |
[7] | Schneider, Thomas; Lexikon der Pharaonen, Artemis 1994, S. 224 f |
[8] | Krassa, Habeck Bildunterschriften Tafel 31, 32 |