1925, nach Freilegung der gesamten Pyramidenbasis durch einene ausgehobenen Graben, wurde der letzte große Fortschritt erbracht. Unter Ludwig Borchardt konnte der Vermessungsingenieur J. H. Cole erstmals die Pyramidenfluchten direkt vermessen. Auf der Nordseite konnte auf 55 Metern Länge der Aufsetztpunkt der Verkleidungssteine gefunden werden, mit einem zu erwartendem Fehler von maximal 6 Millimentern! Auf der Ostseite konnten gar 55 Meter gefunden werden, mit selbigem Fehler. Auf der Südseite standen nur 15 Meter zur Verfügung, geschätzter Fehler hier 1-3 Zentimeter, auf der Westseite existierten einige Fragmente, 28 Meter auseinanderliegend, die einen Fehler von vielleicht 3 Zentimetern zuließen. Sein Abschlussergebnis ergibt eine mittlere Breite von 230,364 Metern.
Josef Dorner nahm sich letztendlich eines vermutetem rund 3 Minuten großen Restfehlers an, der sich durch das teilweise schlecht ablesbare Pflaster ergeben haben könnte. Er konnte zwar keine Längenmessung durchführen, aber Coles Kantenwinkel überprüfen. Und in der Tat konnte er feststellen, dass dieser die Ostflucht nur ungenau vermessen hatte, verursacht durch den graben, in dem dieser damals nur messen konnte. Die durchschnittliche Pyramidenbreite reduzierte sich dadurch noch einmal um sagenhafte 4 Millimeter, auf nun 230,36 Meter. Die derzeit modernsten Messresultate aller vier Seiten sehen nach Dorner daher so aus:
Nord | Ost | Süd | West | Mittel |
230,328 m | 230,369 m | 230,372 m | 230,372 m | 230,360 m |
Ich glaube, dass hiermit hinreichend gezeigt wurde, warum die Smythschen Mess- bzw. Schätzwerte keine haltbare Basis für Zahlenspielereien sein können, und warum man die modernen Messwerte verwenden muss wenn man sich nicht lächerlich machen will.
Und warum lebt die Zahlenmystik dann heute immer noch? Mit der Widerlegung der Hauptdaten ist die These eigentlich tot, aber in der alternativen Geschichtsschreibung sind Voodokünste sehr beliebt, mit denen man derartige Thesen als Zombies durch immer neue Buchauflagen ziehen kann. Denn in denen leben die Zahlenrätsel, größtenteils sogar unverändert(!!!), bis in die heutige Zeit fort, wie ich in meinen Pyramidenrätseln aufliste. Und deren Befürworter, wie Erich von Däniken, führen sogar dieselben Zahlenwerte an, die Petrie vor 120 Jahren widerlegte. Wie kann das denn angehen?
Faszinierenderweise behaupten grenzwissenschaftliche Autoren von sich, sie seien progressiv, und neuen Erkenntnissen und Ideen gegenüber aufgeschlossen, im Gegensatz zur "konservativen" Wissenschaft, die beharrlich an längst überholten Dogmen festhalte. Nur akzeptiert die Wissenschaft, im Gegensatz zu diesen Freidenkern, die von Petrie ermittelten Daten. Ja, sie unternahm sogar alles, diese Daten immer weiter zu verbessern und zu publizieren. Hier stellt sich also ehrlich die Frage, wer denn nun auf konservativen Dogmen verharrt.
Schaut man sich die aktuellen grenzwissenschaftlichen Publikationen zu den Zahlenmysterien an, so stellt man fest, dass man die entsprechenden Proponenten in drei Klassen einteilen kann. Nämlich in: